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Glasgow, Schottland

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von André Boße

Illustration: Frank von Grafenstein

Der Taxifahrer spricht mit hartem Akzent und über eine Gegensprechanlage. Es ist sehr schwer, ihn zu verstehen. Beim dritten Versuch wird er barsch: „Warum bist du hier?“ Ah. Eine Band treffen. „Bekannt?“ Geht so. „Fußballfan?“ Yep. „Rangers oder Celtic?“ Aufpassen jetzt, diese Frage besitzt in Glasgow größte Bedeutung. Nicht zu vergleichen damit, wenn jemand in Deutschland wissen will, ob man nun für den HSV oder für Werder sei. Selbst die so genannte Rivalität zwischen Dortmund und Schalke ist ein Techtelmechtel unter Gänseblümchen gegen die Beziehung von Celtic und den Rangers.
Eine falsche Antwort kann nun ein paar Pfund kosten, die der Mann um die 60 mit der Mütze draufschlagen wird, nur um mich zu bestrafen. Was also tun? Ehrlich sein? Dann wäre Celtic die Antwort. Immer schon, weil die eine Fanfreundschaft mit dem BVB haben, den ich früher mal ganz gut fand, als dort noch Leute wie Michael Lusch oder Günter Kutowski gespielt haben. Ich spieke kurz nach vorne, um zu schauen, ob ich Indizien erkenne. Das Blau der Rangers oder das Grün von Celtic. Nichts. Also dann, ehrlich sein. „Celtic. Immer schon.“ „Gut“, sagt er. Dann schweigen, fünf Minuten später: „Du bist da.“ Und was, wenn ich Rangers gesagt hätte, frage ich beim bezahlen? „Dann hätte ich gewusst, wo du wohnst.“